Es scheint, als müßten sich Behörden und Einrichtungen der Wohlfahrt auch zukünftig

WORLD PRESS PHOTO 2015

WORLD PRESS PHOTO 2015 – Haupt­bahn­hof Ber­lin, 1.–11. Sep­tem­ber | Fo­to: Jo Rodejohann

… auf die Un­be­re­chen­bar­keit in der Asyl­fra­ge und in an­gren­zen­den Pro­blem­be­rei­chen ein­stel­len.” (1987)

Blei­ben wird die Un­ge­wiß­heit in der Welt­flücht­lings­fra­ge. Sie schafft vor al­lem für die bun­des­deut­schen Ge­mein­den, be­son­ders für Ber­lin, Un­si­cher­hei­ten und Un­be­re­chen­bar­kei­ten auch für die Zu­kunft. Un­be­re­chen­bar­keit aber ist ein Prin­zip, das ganz und gar nicht zur bü­ro­kra­ti­schen Ver­wal­tung paßt.

Doch wer mag zu ga­ran­tie­ren, daß mor­gen nicht ei­ne neue ‘Wel­le’ von Flücht­lin­gen aus ir­gend­ei­ner Ge­gend der Welt die Bun­des­re­pu­blik er­reicht? Viel­leicht stel­len die Men­schen dann Asyl­an­trä­ge, viel­leicht kom­men sie als Tou­ris­ten, viel­leicht als Il­le­ga­le, viel­leicht … Nicht in je­dem Sprich­wort steckt Wahr­heit, aber ei­nes paßt zur der­zei­ti­gen Flücht­lings­si­tua­ti­on in der Welt: “Not macht erfinderisch”.
Es scheint, als müß­ten sich Be­hör­den und Ein­rich­tun­gen der Wohl­fahrt auch zu­künf­tig auf die Un­be­re­chen­bar­keit in der Asyl­fra­ge und in an­gren­zen­den Pro­blem­be­rei­chen ein­stel­len. Mit Stich­wor­ten, wie “Ka­pa­zi­täts­vor­hal­tung” oder “Fle­xi­bi­li­tät” wird da we­nig zu ma­chen sein, zu­mal in der Wirk­lich­keit da­für kaum Res­sour­cen zu er­ken­nen sind. Viel wich­ti­ger wird sein, ob die Be­völ­ke­rung, die Bü­ro­kra­tie und die Po­li­tik in der La­ge sein wer­den, al­le schwie­ri­gen Ein­zel­fra­gen mit ei­ner Hal­tung an­zu­ge­hen, die auch dem Frem­den in je­der La­ge die Men­schen­wür­de läßt. Das hat das Grund­ge­setz be­stimmt ge­wollt, ob es nun um staat­lich po­li­tisch Ver­folg­te geht oder um “Wirt­schafts­flücht­lin­ge”.

Das Pro­jekt: “Die Si­tua­ti­on der Asyl­be­wer­ber” der FHSVR woll­te Ber­li­ner Ein­zel­aspek­te der Asyl­fra­ge her­aus­ar­bei­ten und be­schrei­ben. Die Mit­glie­der des Pro­jek­tes wür­den es be­grü­ßen, wenn ih­re Ar­beit un­ter dem Ge­sichts­punkt ‘Men­schen­wür­de’ ge­se­hen würde.”

Quel­le: Al­lert, Frans; Ditt­ber­ner, Jür­gen, 1987: Die Si­tua­ti­on der Asyl­be­werber und ih­re Un­ter­brin­gung in Ber­lin (West). Ber­lin, 34f. (= Pu­bli­ka­tionen der Fach­hoch­schu­le für Ver­wal­tung und Rechts­pfle­ge; 59)