Vereinsvorstände stärken. Runder Tisch nimmt für die Zivilgesellschaft brisantes Thema auf
Notiert von Carola Schaaf-Derichs ~ 20. Juni 2019 ~
Am 17. Juni kamen rund 35 Interessierte im Bürgersaal des Rathauses Charlottenburg zusammen, um sich am Ersten Runden Tisch „Zivilgesellschaft.Berlin“ 2019 zur Förderung des Freiwilligen Engagements mit einem für die organisierte Zivilgesellschaft brisanten Thema zu beschäftigen: Vereinsvorstände stärken – Innovative Ansätze für flache Hierarchien. Welche Management-Anforderungen stellen sich Vereinen heute?
Denn steigende Anforderungen rechtlicher und anderer Art, hieß es in der gemeinsamen Einladung der Landesfreiwilligenagentur Berlin mit dem Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin, kennzeichnen ebenso wie das wachsende durchschnittliche Lebensalter der Vereinsvorstände die aktuelle Situation auf den Leitungsebenen der Vereine, insgesamt eine bedenkliche Entwicklung mit vielfältigen Herausforderungen: Wie also Vereinvorstände hier stärken?
Vereinsentwicklung im Verband
Mit Anke Nöcker, Sportentwicklerin im Landessportbund Berlin, wurde schnell klar, wie umfassend ein großer Verband wie der Landessportbund von Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit in seinen über 2.400 Mitgliedsvereinen ebenso wie im ehrenamtlichen Präsidium des Verbandes selber abhängt. Sie sprach sich für mehr Frauen in den Vereins-Funktionen aus und begrüßte ausdrücklich das rein weiblich besetzte Podium dieses Runden Tisches.
Das Team Sportentwicklung berät kleine Vereine, bietet Vereins-Coaching, unterstützt Vereine auf dem Weg zu einer Neuaufstellung. Mit der jährlichen Sportentwicklungskonferenz werden neue Impulse gegeben, Kreativität für innovatives Handeln geweckt und erprobte Konzepte präsentiert. Der Sportentwicklungsbericht hat zum Ziel, die Entscheidungsträger im organisierten Sport zeitnah mit politikfeld- und managementrelevanten Informationen zu versorgen und ihnen Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben.
Gemeinsame Identität prägt Initiative
Lucy Thomas hat vor 6 Jahren die Initiative give-something-back-to-berlin begründet, inzwischen ein großes Netzwerk von 80 – 140 Beteiligten, das den interkulturellen Dialog und die Beteiligung für Geflüchtete und Menschen mit Migration voran bringt. Die Plattform ist überwiegend englischsprachig und auf internationale Kontakte ausgerichtet.
Lucy Thomas betonte als Geschäftsführerin die Bedeutung der reglmäßigen Gemeinschaftsprojekte für das kommunikative Miteinander aller ehrenamtlich Mitwirkenden. Inzwischen arbeiten elf Menschen im hauptamtlichen Team. Sie habe sich als Gründerin bewusst für die Gestaltung als Netzwerk entschieden; im BGB-Vorstand vertreten andere Personen den Verein. Aber sie alle eint die große Aufgabe und ihre tagtägliche Umsetzung. Das ist die gemeinsame Identität, bei der offizielle Funktionen und Rollen nicht im Vordergrund stehen.
Empowerment für junge Vereine
Katharina Kühnel-Cebici vom Verein Neukölln VEREINt, der aus dem Beteiligungsbüro entstanden ist, stellte ihre Aufgaben vor: Ziel ist, Neuköllner Vereine und Vereine in Gründung in ihrer Arbeit und beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen. Dafür bietet der Verein unterschiedliche kostenlose Angebote in den Bereichen Beratung, Qualifizierung und Vernetzung an. Dies ist ein Empowerment-Instrument für junge Vereine oder Vereine in Veränderungsprozessen, das sehr gut wahrgenommen wird.
Fachkreis „Vereinsvorstände stärken“ geplant
Der erste Runde Tische Zivilgesellschaft.Berlin 2019 diskutierte im Weiteren über Fragen der Nachwuchsgewinnung für Vereinsvorstände, über Transparenz und die Bedeutung des Wertschätzens – auch von Mitgliedern für die Aufgaben des Vorstandes.
Die Landesfreiwilligenagentur Berlin beabsichtigt, nach der Sommerpause einen Fachkreis „Vereinsvorstände stärken“ ins Leben zu rufen und damit nach diesem ersten Impuls durch den Runden Tisch Zivilgesellschaft.Berlin weitere Stärkungs-Themen gemeinsam auszutauschen und zu bearbeiten.